Roma
Liebe Mitbrüder, das Generalkapitel hat mich gebeten, den Dienst der Animation des Lebens der Kongregation als Generaloberer für die nächsten sechs Jahre weiterzuführen. Ich bin aufrichtig dankbar für das Vertrauen, das mir die Kapitelsmitglieder gezeigt haben, und ich hoffe, dass sie und ihr alle mich während dieser sechsjährigen Amtszeit mit euren Gebeten, eurer brüderlichen Liebe und eurem Verständnis begleiten werdet, wie ihr es die vergangenen sechs Jahre über getan habt.
Die meisten von euch kennen mich gut. Ihr wisst, was ich euch bieten kann, und ihr habt auch meine vielen Grenzen gesehen. Ich wiederhole, was ich vor sechs Jahren gesagt habe, als ich mit dieser Verantwortlichkeit zum ersten Mal betraut wurde: Ihr könnt in den kommenden Jahren mit meiner Zeit, meiner Energie und allem, was ich von mir geben kann, rechnen. Ich fühle eure Gegenwart und habe eure Zuneigung und Liebe zur Kongregation in den brüderlichen Umarmungen erfahren, die ich von den Kapitelsmitgliedern erhalten habe, die hier sind und euch alle vertreten.
In der Feier zur Ablegung des Glaubensbekenntnisse habe ich die gleiche Lesung ausgewählt, die unser Beten am Beginn der letzten sechsjährigen Amtszeit leitete: Mt 18,1-5. Dieser Abschnitt des Matthäusevangeliums, der zu der Katechese über die Gemeinde gehört, die uns Matthäus im Kapitel 18 bietet, bringt die Haltungen zum Ausdruck, die nach den Worten Jesu für Christen notwendig sind, um ihre Gemeinde wahrhaft zu einem Zeichen für das Reich Gottes zu machen. Als die Jünger miteinander stritten, wer unter ihnen der Wichtigste sei, machte Jesus eine schöne Geste. Er rief ein Kind und stellte es in die Mitte der Gruppe. Jesus begleitete seine Geste mit Worten, doch schon die Geste allein sprach deutlich genug. Die Gemeinde, die imstande ist, das Neue am Reich Gottes zum Ausdruck zu bringen, ist eine Gemeinde, in der die „Kleinen“ den Platz in der Mitte einnehmen. Sie fühlen sich willkommen, begleitet und geliebt. Ich träume von einer Kongregation, die dieses Neue am Reich Gottes lebt und mit anderen zusammenarbeitet, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der dieses Neue ebenfalls Wirklichkeit ist.
Ich übernehme die Leitung der Kongregation in Kontinuität zu dem, was in den letzten Jahren gelaufen ist. Ich habe von P. Gustavo Alonso und P. Aquilino Bocos ein kostbares Erbe empfangen. Es gab in diesen letzten sechsjährigen Amtszeiten eine Kontinuität in der Lehre und der Animation, die unserer Kongregation geholfen hat, auf einer prophetischen Linie zu wachsen, die ich fortsetzen möchte. Gustavo und Aquilino: Ich spreche euch, und wir sprechen wieder unseren aufrichtigen Dank aus. Ich bitte euch, uns nahe zu bleiben, die wir die Leitung der Kongregation in den kommenden Jahren übernehmen müssen, und uns bei der Entscheidungsfindung für unsere Beschlüsse mit eurer Erfahrung und Weisheit zu helfen.
Ich muss meinen aufrichtigen Dank an diejenigen aussprechen, die in der Leitung der Kongregation in den letzten sechs Jahren meine unmittelbarsten Partner gewesen sind: die Patres Rosendo (Generalvikar), Vicente, Domingo, Marcelo, Gonzalo, Mathew und José-Félix. Ich bin Zeuge für eure Liebe zur Kongregation und für euer großmütiges Engagement für eure Mitbrüder durch die Dienste, die euch aufgetragen wurden. Die positive Beurteilung eurer Arbeit, die wir in diesem Kapitel vorgenommen haben, stützt diesen Ausdruck des Dankes. Danke euch allen. Meinen Dank möchte ich auch ausdehnen auf das Personal im Generalat und auf alle höheren Oberen. Mir ist ganz klar, dass man der Kongregation nur dann einen guten Dienst erweisen kann, wenn ein starker Sinn für die Mitverantwortung in der Leitung besteht.
Das Kapitel muss seine Reflexion in den kommenden Wochen fortsetzen, um diejenigen Weisungen auszumachen, die unser Leben in den nächsten sechs Jahren leiten sollen. Seien wir stark und großmütig in unserer Antwort auf den Anruf Gottes, den wir zu dieser Zeit wahrnehmen. Warum sollten wir Angst haben, wenn der Herr versprochen hat, in der Mitte derer zu sein, die sich in seinem Namen versammeln, und die Gabe seines Geistes denen zu senden, die gewillt sind, diesem Geist zu folgen? Sind wir die Söhne derer, die mit ihrem Leben und ihrem Wort die Großtaten des Herrn verkündete, der seinem Bund immer treu ist? Lassen wir uns von den Worten des Magnificats führen, eines Liedes, in dem wir eine wunderbare Zusammenfassung der Merkmale einer prophetischen Spiritualität entdecken, die das Wort beherbergt, von ihm umgestaltet wird und überzeugend und wagemutig die Botschaft vom Heil verkündet. Überwinden wir jene Ängste, die aus unserer Unfähigkeit, ein schallendes und vertrauensvolles „Ja“ zu sagen, hervorgehen. Schauen wir auf den Gründer und seien wir wahrhaft „Claretiner“.
Ich bin euch allen tief verbunden, den Bischöfen, Priestern, ständigen Diakonen, Brüdern, Studenten und Claretinernovizen. Danke für eure Zuneigung und euer Gebet, die mich in den vorigen sechs Jahren begleitet haben. Ich bin dankbar für all eure Worte der Ermutigung und auch der Kritik sowie für die vielen Anregungen, die ich in dieser Zeit erhalten habe. Sie alle sind ein schönes Zeichen claretinischer Brüderlichkeit und haben mir geholfen, einen besseren Dienst zu leisten.
Ich möchte auch meinen Dank an die Mitglieder der claretinischen Familie und an so viele Menschen zum Ausdruck bringen, die durch Freundschaft und Verbundenheit im missionarischen Wirken tief mit uns verbunden sind. Stärken wir diese Verbundenheit im Dienst unseres Auftrags zur Verkündigung des Evangeliums.
Wir sind Söhne des unbefleckten Herzens Mariens. Ihrer mütterlichen Liebe vertraue ich den Dienst an, der mir aufgetragen ist. Möge uns alle die Person unseres heiligen Gründers inspirieren, mögen wir ermutigt werden durch das Beispiel der Treue, das uns die Martyrer unserer Kongregation geben, an deren liturgischem Fest wir dieses Generalkapitel begonnen haben.
Ich vertraue auf euer Gebet und verspreche euch meines.
Rom, 24. August 2009
Josep Maria Abella CMF