Papst Franziskus an die Kongregation

Sep 14, 2015 | Generalkapitel, Kongregation

Spontane Worte des Papstes an das 25. Generalkapitel der Kongregation

Guten Tag und vielen Dank. Ich habe eine Rede auf Spanisch vorbereitet, die Msgr. Gänswein euch nachher überlassen wird. Aber ich sage lieber, was mir in den Sinn kommt. Da es auf Spanisch ist … Ich hatte einen schlechten Gedan­ken, als P. General sprach und sagte: „Als ich Evangelii Gaudium las, hatte ich eine große Freude. Und ich dachte an den Verlag in Buenos Aires, der … (Ge­lächter) alle meine Bücher herausbrachte!
Die Claretiner trifft man überall. Ich muss zugeben, sei es auf dem Gebiet der Theologie, der frühere General, ein Theologe des Ordenslebens, Kirchenrecht. Wirklich, zu den besten Kirchenrechtlern in Rom gehört ihr. Eine stille Arbeit, ein heiliger Mann, der sein ganzes Leben in der Religiosenkongregation und im Archiv verbrachte und uns dort ein Beispiel des Lebens und des missionari­schen Wirkens gab (ein unbegreifliches Wort, nicht wahr). Wenn es mir einfiele, euch drei Wörter zu sagen und dabei an die zu denken, die ich kennen. Außer­dem hat mich Gott damit gesegnet, dass ich mit einem von euch befreundet bin, nicht wahr? Und … „Ich habe dir einen für Bariloche weggeschnappt, der ein Freund von mir ist“ (Lachen). Aber, wenn ich euch drei Wörter sagen würde, welche könnten dafür herhalten, nicht wahr? Anbeten, unterwegs sein und be­gleiten.
Anbeten: In einer Welt der Effizienz haben wir den Sinn für die Anbetung ver­loren. Selbst beim Gebet, ist es nicht so, beten wir, loben wir den Herrn, bitten wir, danken wir. Aber die Anbetung, dieses Dasein vor dem einen Gott, vor dem einzigen, der keinen Preis hat, mit dem man keine Geschäfte macht, den man nicht wechseln kann … Bemüht euch in dieser Phase, eine Anstrengung zu unternehmen, um in dieser Form des Gebets zu wachsen: in der Anbetung. Be­tet an, betet Gott an. Es ist ein Mangel in dieser Kirche in dieser Zeit aus Man­gel an Pädagogik, dieser Sinn für die Anbetung, den wir in den ersten Kapiteln der Bibel sehen, nicht wahr, den einen Gott anbeten. „Höre, Israel, du sollst deinen anderen Gott haben als den einen“ und ihn anbeten, „ihn allein sollst du anbeten“, nicht wahr?
Dieses Zeit verlieren, ohne zu bitten, ohne zu danken, sogar ohne zu loben, nur anbeten, mit der Seele auf den Knien. Ich weiß nicht, warum ich das Gefühl habe, dass ich euch das sagen muss, aber ich habe das Gefühl, dass ich es auch sagen muss, es kommt aus meinem Innern heraus.
Unterwegs sein: Gott kann sich nicht selbst anbeten, aber Gott wollte unter­wegs sein, er wollte nicht ruhig sein. Vom ersten Augenblick an war er mit sei­nem Volk unterwegs. Das mit Mose ist so schön. Denk daran, denkt er, welches Volk hatte einen so nahen Gott wie ich mit dir unterwegs bin. Unterwegs sein. Und unterwegs sein heißt, Grenzen auftun, hinausgehen, Türen öffnen, Wege suchen. Unterwegs sein. Nicht herumsitzen. Sich nicht einrichten im schlechten Sinne des Wortes. Natürlich muss man Dinge organisieren, gibt es Arbeiten, die es erfordern, dass man ruhig ist, aber mit der Seele, mit dem Herzen und mit dem Kopf unterwegs sein, suchen. An die Grenzen gehen, an die Grenzen aller Art, selbst des Denkens. Die Intellektuellen von euch müssen an die Grenzen gehen, Wege auftun. Suchen: Das heißt, nicht ruhig sein. Denn wer ruhig ist, wer sich nicht bewegt, der verfault. Wie das Wasser: Das stehende Wasser wir gleich faul. Dagegen wir das Wasser eines Flusses, das sich bewegt, nicht faul. Unterwegs sein, wie Gott unterwegs war, der zum Weggefährten wurde, nicht wahr. Da kann es uns helfen, wenn wir in der Bibel sehen, wie der Herr sein Volk begleitete, sich sogar der Sünden annahm und vergab und Schlimmeres. Begleiten. Das heißt, unterwegs sein. Unterwegs sein mit dem Wunsch, eines Tages so weit zu kommen, dass wir ihn schauen, und nicht, wie es leider oft geschieht – das geschieht überall, aber – Leute, die eher kommen, um ihr Leben abzusichern, entweder in eine Ordensgemeinschaft oder um ruhig zu bleiben, denen nichts fehlt, nicht wahr … Unterwegs sein, unterwegs sein.
Das dritte, begleiten. Das heißt, nicht allein unterwegs sein, nicht weil es ziemlich langweilig ist, sondern das Volk begleiten, weil Gott als Begleiter un­terwegs war, nicht wahr? Mir kommt das mit Jesus in den Sinn, als er den Dum­men spielte mit denen, die von Jerusalem nach Emmaus entflohen, nicht wahr? Er trat an ihre Seite und begleitete, begleitete einen ganzen Prozess, bis dieses kalte Herz wieder warm wurde und das Herz brannte und sie es merkten. Mo­mente der Freude begleiten, das Glück der Eheleute, der Familien begleiten. Die schweren Stunden begleiten, die Stunden des Kreuzes, die Stunden der Sünde. Jesus hatte keine Angst vor den Sündern, er suchte sie. Man kritisierte ihn dafür: „Schau, der ist zu fortschrittlich, der ist unklug, der ist das.“ Beglei­ten. Die Menschen begleiten, so viele Wünsche begleiten, die der Herr ins Herz sät, sie gut wachsen lassen, nicht wahr?
Dann ist mir gekommen, ich sollte euch das sagen. Anbeten, unterwegs sein und begleiten. Dann, wenn es euch hilft, vorwärts! Ich lasse es in euren Hän­den. Und da Maria die Mutter ist, die sich um euch kümmert, lade ich euch ein, gemeinsam ein Ave Maria zu beten.
Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Seht ihr, wie gut ich zu euch gewesen bin und euch nicht daran erinnert habe, dass der Gründer Jesuit gewesen war?

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