Heute gedenken wir der Diener Gottes P. Mateo Casals und Gefährten, Martyrer der Gemeinschaft Sabadell (Provinz Barcelona, Spanien). Die dortige Gemeinschaft bestand zum Großteil aus älteren Missionaren, die sich dem geistlichen Leben, dem liturgischen Dienst und dem Beichthören widmeten, da das dortige Haus ein herzliches geistliches Zentrum im Herzen der Stadt Sabadell war. Die Namen der Martyrer aus dieser Gemeinschaft sind: P. Mateo Casals (Superior), P. Juan Torrents, P. José Puig, P. José Reixach und die Brüder Juan Rafí, José Cardona und José Clavería.
Nach Stunden sorgenvoller Erwartung angesichts der dramatischen Ereignisse am 19. Juli in Barcelona brach die Welle in der Nacht des 20. Juli über Sabadell herein. Noch am Nachmittag dieses 20. Juli lief die Gemeinschaft, nachdem man noch die Eucharistie gefeiert und die Kirchenschlüssel der Herz-Marien-Statue zu Füßen gelegt hatte, auseinander und sucht Zuflucht in Häusern von bekannten und befreundeten Familien. Noch in jener Nacht brannten in Sabadell zehn Kirchen und Klöster. Auch die Herz-Marien-Kirche und das Haus unserer Missionare wurden ein Raub der Flammen.
P. José Reixach wurde am 25. Juli 1936 zum Martyrer. Wir wissen nicht, aus welchem Grund P. Reixach am Abend des 20. Juli auf eigene Faust zum Haus zurückkehrte. Vielleicht war er sich der Ernsthaftigkeit der Lage nicht bewusst. Dort wurde er von der Gruppe der Brandstifter überrascht, die ihn zwangen, sie in die verschiedenen Zimmer des Hauses zu begleiten. Doch mitten im Durcheinander des Brandes konnte er entwischen und im Haus von Freunden Zuflucht finden. Gleich als er hinkam, sagte er zu ihnen: „Wenn sie mich suchen kommen, will ich nicht, dass Sie leugnen, dass ich hier bin; gelobt sei Gott, dann werde ich ein Martyrer sein wie die anderen.“
Tatsächlich wurde er nach vier Tagen um zwei Uhr früh festgenommen. Die Sache ging dramatisch aus. Direkt dort auf der Straße wurde er von Schüssen niedergestreckt; doch er kam nicht zu Tode. Nach einigen Stunden schaffte es P. Reixach zum Haus der Barmherzigen Schwestern; schwer verwundet, wie er war, schleppte er sich auf Brust und Knien dahin; eine Hand drückte er auf seine schweren Verwundungen, und mit der anderen schob er sich vorwärts … Erschöpft kam er an und konnte kaum sprechen. Er wollte diejenigen, die ihn verletzt hatten, nicht verraten und sich auch nicht identifizieren. Ohne die geringste Geste, die auf Schmerzen gedeutet hätte, dankte er nur denen, die seine Wunden zu säubern versuchten, und wiederholte: „Mein Gott, Vergebung! Meine Mutter, verlass mich nicht!“
Sie riefen das Rote Kreuz, und mit denen kam der Bürgermeister der Stadt zusammen mit dem Richter und einigen bewaffneten Milizionären. Als er sie sah, rief P. Reixach aus: „Wenn ihr die seid, die auf mich geschossen haben, vergebe ich auch von Herzen. Ich will wie Jesus sterben, der auch denen vergab, die ihn gerade gekreuzigt hatten.“
Der Richter ordnete die sofortige Verlegung des Patienten in die Klinik Nuestra Señora de la Salud an. Während er dort behandelt wurde, fragte er eine Ordensschwester, die als Krankenschwester gekleidet war: „Sind Sie Schwester oder Pflegerin?“ … „Wie ich mich freue, Schwester! Ich komme in den Himmel. Dort werde ich für Sie beten.“
Man führte eine Notoperation durch, doch alles war umsonst. Sein durchlöcherter Bauch hörte nicht zu bluten auf. Er ertrug den Schmerz ohne zu klagen. Seine Lippen murmelten Stoßgebete, bis er das Bewusstsein verlor. Nach einigen Stunden starb P. Reixach und hinterließ bei denen, die ihm beistanden, den Eindruck, dass sie einen Heiligen sterben sahen. Er war 73 Jahre alt.
P. Juan Torrents erlangte das Martyrium am 17. März 1937. Als die Revolution losbrach, war er der erste der Gemeinschaft, um den man sich kümmerte, weil er schon im fortgeschrittenen Alter und fast blind war. Am 19. Juli wurde er mit dem Auto nach Premià de Mar (Provinz Barcelona), einem Ort an der Maresme-Küste, gebracht. Nach einer Woche war es bereits sehr riskant, in jenem Haus zu bleiben, und seine Verwandten beschlossen, ihm in Barcelona eine Unterkunft zu suchen, wo er unbemerkt bleiben könnte. Nach einer nicht einfachen Suche wurde er schließlich in einer Pension aufgenommen. Drei Tage später, am 28. Juli, wurde er bei einem alten Freund untergebracht. Und am 30. August musste er eine neue Unterkunft suchen, bis er in der Calle Figueres eine weitere bescheidene Pension fand, in der er durch die Vermittlung einer befreundeten Person aufgenommen wurde.
In dieser ganzen Zeit des aufgeregten Suchens gab es etwas, das seine Hoffnung am Leben hielt: das Beten des Rosenkranzes. Mit wenig Unterhaltungsmöglichkeiten, mit seltenen Besuchen – nur von einem Claretiner und einigen christlichen Personen, die sein Versteck kannten – verwandte er die Zeit darauf, unablässig den Rosenkranz zu beten. Und wenn ihn jemand besuchen kam, erhielt er immer die gleiche Antwort: „Einen Augenblick, ich möchte dieses Gesätzchen noch fertigbeten.“ Dieser Sohn des Herzens Mariens lebte im ständigen Wettbewerb mit sich selbst, um jeden Tag seinen eigenen Rekord zu schlagen: fünfzig, achtzig und sogar hundertfünf Rosenkränze an einem Tag. Das bezeugt die Wohltäterin, die ihm jene unsichere Unterkunft in der Pension besorgt hatte.
Dort blieb unser alter Flüchtling unbemerkt, bis am 13. Februar 1937 die ersten Bomben auf Barcelona fielen. Unter der Pension war ein Kellerraum, in den sich mehrere Nachbarn aus demselben Gebäude flüchteten. Das reichte aus, dass nach drei Tagen vier Männer in die Pension kamen, um ihn zu verhaften.
Beim ersten Verhör musste er die todbringende Anklage hören: „Das ist einer von den Entkommenen von Pater Claret.“ Darauf antwortete P. Torrents zustimmend mit einem leichten Kopfnicken. Sofort wurde er in das Gefängnis San Elías gebracht, wo die überlebenden Gefangenen noch von dem Massenmord an ihren Gefährten erschüttert waren, zu dem es einige Tage vorher als Vergeltungsmaßnahme für die Bombardierung am 13. Februar gekommen war. Von dort ging er am 17. März 1937 in den Tod.
P. Mateo Casals und der Rest der Gemeinschaft erlitten das Martyrium am 5. September 1936. Am 20. Juli flohen die Missionare aus der Claretinergemeinschaft Sabadell und wurden von befreundeten und bekannten Leuten aufgenommen. Doch da es so ungeheuer schwierig war, direkt in der Stadt Sabadell versteckt zu bleiben, nahmen einige von ihnen die Gefahr auf sich, jeweils auf eigene Faust eine Zuflucht in Barcelona zu suchen, wo ein ungeheures Durcheinander herrschte.
Aus Gründen, die uns unbekannt sind, hatte das Revolutionskomitee von Sabadell genaue Kenntnis von der Unterkunft eines jeden von den Missionaren, und dann geschah das Unerwartete. Alle wurden am gleichen Tag, am 4. August, verhaftet, jeder in dem Haus, in dem er sich versteckte, und ins Gefängnis gebracht. Diese Gruppe bestand aus P. Mateo Casals, gefolgt vom ehrwürdigen P. José Puig, der bereits sein goldenes Priesterjubiläum gefeiert hatte, dann dem Alter nach Br. José Solé im Vollbesitz seiner Kräfte und Br. José Cardona, der erst zwanzig Jahre alt war.
Ins Gefängnis wurden zuerst die Brüder Rafí und Cardona eingeliefert, dann der Superior der Gemeinschaft P. Mateo Casals und zuletzt P. Puig und Br. Clavería, die aus dem Heim der Kleinen Schwestern der hilflosen Alten abgeführt wurden.
Diese Gruppe sah sich am Abend des 4. August im Gefängnis wieder. Zu ihnen kamen neun weitere Gefangene: ein Piarist und acht junge Requetés, die, nachdem sie anlässlich der „Erhebung“ gekämpft hatten, zu Hauses festgenommen wurden. Obwohl das Gefängnis klein war und nur wenige Gefangene einsaßen, wurden sie dort annehmbar behandelt. Das erlaubte ihnen, einen Gemeinschaftsrhythmus zu beginnen, der dem gewohnten sehr ähnlich war. Der alte P. Puig ging so weit, dass er zu einem Freund, der sie besuchte, sagte: „Es geht uns gut, und es hat den Anschein, als wären wir zu Hause …“
Man hat sogar von einem Exerzitienkurs gesprochen, den P. Casals für seine Gefährten im Gefängnis gegeben haben soll, und von der Kommunion, die sie am ersten Freitag empfingen. Wir wissen auch, dass unsere Häftlinge bei einem Besuch dabei überrascht wurden, dass sie in Vorfreude die Novene zum Herzen Mariens vorbereiteten. Später ordneten die Verantwortlichen des Gefängnisses an, ihre religiösen Aktivitäten auf den Zellenbereich zu beschränken, weil die Gefahr bestand, es könne etwas nach außen dringen.
Das Leben im Gefängnis war also ruhig und ohne größere Sorgen. Es gab sogar gelegentlich einen beruhigenden Hoffnungsschimmer wie die Tatsache, dass einige Priester, die einige Tage zuvor festgenommen worden waren, in die Freiheit entlassen wurden, und die Tatsache, dass auch P. Superior zusammen mit P. Puig ins Rathaus gerufen wurde, um im Hinblick auf eine mögliche Freilassung auszusagen.
Doch am Abend des 4. September unterbrachen vierzehn Bewaffnete mit großem Lärm die Stille des Gefängnisses. Alle Gefangenen wurden der Reihe nach aufgerufen. Man hörte draußen die Hupe eines Autos, und vier von den Gefangenen wurden zu dem Fahrzeug geführt, dass augenblicklich im Dunkel der Nacht verschwand. Die übrigen Gefangenen wurden in Vierergruppen in andere Autos gebracht, die gleich in verschiedene Richtungen abfuhren. Es gab keinen Schrei eines Opfers, auch keine gewaltsame Reaktion.
Als es am 5. September Tag wurde, war das Gefängnis verlassen. Und an den benachbarten Landstraßen lagen die Leichen unserer Mitbrüder zusammen mit einigen anderen, siebzehn insgesamt. Nach verschiedenen Nachforschungen und Überführungen wurden die sterblichen Überreste unserer Martyrer geborgen. Heute ruhen sie in der Herz-Marien-Kirche in Sabadell.
Sie alle gaben ihr Leben als Martyrer hin, in Stille, in Treue, in Brüderlichkeit, in unablässigem Gebet: im Frieden derer, die im Herrn sterben.