Der heilige Apostel Petrus
Er ist der bekannteste aus der Gruppe der Zwölf, obwohl seine Berufung zur Nachfolge der der anderen nicht vorausgeht. Mit Namen Simon, eine Verkürzung von Simeon, dessen Bedeutung mit „horchen“ in Verbindung steht, wurde er nach verschiedenen Zeugnisse von Jesus berufen, als er sich zusammen mit seinem Bruder Andreas mit Fischfang befasste oder als ihn ebendieser Andreas, nachdem er den Täufer verlassen und mit Jesus gegangen war, rief und zu seinem neuen Meister führte. Er nimmt immer den ersten Platz in den Apostelverzeichnissen ein. Simon erhält von Jesus nach dem einmütigen Zeugnis der Evangelienüberlieferung den Beinamen Petrus (Fels), der bei Matthäus von der Aufgabe her erklärt wird, Fundament der künftigen Kirche zu sein.
Es scheint, dass sein Haus in Kafarnaum der Ort war, wohin sich Jesus während seiner Zeit als Wanderprediger alle gewisse Zeit mit seinen übrigen Jüngern zurückzog. Bei einem dieser Aufenthalte findet die Heilung der Schwiegermutter des Petrus statt.
Besondere Bedeutung hat sein Bekenntnis, das Jesus der Messias ist, das von der synoptischen Überlieferung ebenso bezeugt wird wie von der johanneischen, und die Zusage des Gebets Jesu, damit sich sein Glaube nach dem Skandal der Passion wieder festigt. Petrus fehlt zusammen mit Jakobus und Johannes in keinen wichtigen Moment des irdischen Lebens Jesu, und er ist häufig der Sprecher der Zwölf, wenn es darum geht, dem Meister Fragen zu stellen. Nicht immer spielt er diese Rolle treffsicher, etwa wenn er sich dagegen stellt, dass Jesus auf das Kreuz zugeht oder wenn er der brüderlichen Vergebung Grenzen setzt oder wenn er sich brüstet, treuer und standhafter als die anderen zu sein.
Viele Seiten des Evangeliums halten sein leidenschaftliches Feuer und seine Hingabe fest, aber auch seine Irrtümer und seine Schwachheit. Die Überlieferung der Evangelien kennt die Verhandlungen Petri, seine Feigheit, mit der er leugnet, Jünger des verurteilten Meisters zu sein, Aber auch seine Tränen der Reue und seine Wiedereinsetzung durch Jesus.
Das Markusevangelium hebt ihn bereits in der Gruppe hervor, die nach Galiläa geht, um dem Auferstandenen zu begegnen: „Sagt seinen Jüngern und dem Petrus, dass er euch vorausgeht nach Galiläa,“ und im Johannesevangelium wird ihm erneut der Hirtenauftrag erteilt: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ In der johanneischen Geschichte von Leiden und Auferstehung scheint Petrus in dem Jünger, den Jesus liebte, eine Art Gefährten und Widerpart zu haben, der ihn gewohnheitsmäßig in der Nähe zu Jesus übertrifft. Doch in der abschließenden Begebenheit, beim wunderbaren Fischfang, ist es Petrus, der die anderen zum gemeinsamen Handeln aufruft und der schließlich das ganze symbolträchtige Netz voller Fische an Land zieht.
Das Neue Testament stellt Petrus als den ersten von den Zwölf dar, dem eine Erscheinung des auferstandenen Jesus zuteil wird. Darauf gegründet, schließt er eine Gruppe alter Mitjünger wieder zusammen und führt sie nach Jerusalem; dort wirkt er, einige Zeit flankiert von Jakobus und Johannes, als Oberhaupt der ganzen christlichen Gruppe oder zumindest der einflussreichsten. Er leitet die Wahl von Matthias, verkündet Jesus als den erwarteten Messias und hat Auseinandersetzungen mit der religiösen und staatlichen Obrigkeit, die ihn mehr als einmal einsperren lassen.
Nach einiger Zeit verlässt Petrus die Heilige Stadt und bricht zur Mission in verschiedene Städte von Judäa auf. Er hat eine gewisse Missionstätigkeit unter den Heiden und schließt sich später der Gemeinde von Antiochia an. Auch dort ist er sehr angesehen.
Über sein Martyrium in Rom informiert uns der Clemensbrief an die Korinther (um das Jahr 96), und auf dieses Martyrium spielt das Johannesevangelium an. Im Neuen Testament finden sich zwei Briefe unter seinem Namen.
Der heilige Apostel Paulus
Paulus ist die am besten bekannte Persönlichkeit des Neuen Testaments. Er ist der einzige, über dem man, ausgehend von seinen Briefen, eine echte Biographie schreiben kann. Sein Name Saulus ist die hellenisierte Form von Šaul (was „der Erbetene“ bedeutet), doch in seinen Briefen verwendet er immer die griechisch-römische Form Paulus, was „der Kleine“ bedeutet. In der Diaspora geboren, doch aus einer streng religiösen Pharisäerfamilie, verfolgte er anfangs die hellenistisch geprägte judenchristliche Kirche wegen ihrer Freiheiten in Bezug auf das Gesetz. Doch als ihn der Herr einholte, wurde er zum herausragendsten Verkünder des christlichen Glaubens und zu dessen Universalierer, der ihn vom Judentum löste.
Er beginnt sein missionarisches Wirken ein wenig auf eigene Faust in Damaskus und Umgebung und in Arabien (wohl im Nabatäerreich). Nach einem kurzen und gast geheimen Aufenthalt bei Petrus in Jerusalem zieht er aus, um in seinem heimatlichen Kilikien das Evangelium zu verkünden. Nach einigen Jahren nimmt ihn Barnabas in die aktive Gemeinde von Antiochia auf. In Begleitung von Barnabas reist er dann nach Jerusalem, um eine Sammlung zu überbringen. Anlässlich dieser Reise kommt es zum sogenannten Apostelkonzil. Dabei verteidigen die beiden Missionare dann die Auffassung, dass die Heidenchristen von Antiochia vollberechtigte Mitglieder der Kirche sind; Petrus und Jakobus zeigen sich damit einverstanden.
Nach Missionskampagnen in Zypern und Kleinasien kehrten Paulus und Barnabas nach Antiochia zurück, wo einige judaisierende Besucher aus Jerusalem eine Zeitlang den Kurs jener einflussreichen Gemeinde verdrehten. Paulus bricht mit Barnabas und der Kirche von Antiochien und unternimmt in Begleitung von Silas und Timotheus eine Reise nach Griechenland. Unterwegs gründen sie Gemeinden in Galatien und – bereits auf dem europäischen Kontinent – in Philippi, Thessaloniki, Beröa, Athen und Korinth. Nach einer schnellen Reise nach Antiochia lässt sich Paulus über zwei Jahre lang in Ephesus nieder.
Schließlich betrachtet er seine Aufgabe im östlichen Mittelmeerraum als abgeschlossen, fasst den Entschluss, zur Verkündigung des Evangeliums bis ins ferne Spanien zu gehen, und plant, auf dem Weg dorthin die Christengemeinde von Rom zu besuchen. Doch zuvor muss er nach Jerusalem reisen, um eine Sammlung zu übergeben, die in seinen Kirchen in Griechenland durchgeführt worden war.
In Jerusalem wurde Paulus infolge von Nachrichten über die Art seiner vorherrschend heidenchristlichen Gemeinden mit einer gewissen Zurückhaltung empfangen. Wenige Tage darauf verleumdeten ihn nicht bekehrte Juden, er habe den Tempel entweiht, und gingen gewaltsam gegen ihn vor, was Prozesse vor dem Hohen Rat und vor den römischen Statthaltern Felix und Festus in Caesarea auslöste. Paulus klammerte sich an seine Stellung als römischer Bürger und appellierte an das kaiserliche Gericht. Nach einer strapaziösen Seereise in Rom angekommen, stand er dort zwei Jahre unter Hausarrest, nach deren Ablauf er um das Jahr 58 hingerichtet wurde. Über die Anklagen, die man bei diesem Prozess gegen ihn vorbrachte, verfügen wir über keine Information.
Als großer Kenner des Alten Testaments hinterließ er uns in seinen Briefen ein reiches theologisches Erbe. Von den dreizehn Briefen, die ihm zugeschrieben werden, sind nach den Erkenntnissen der Kritik sieben echt, und sechs stammen aus der theologischen Schule, die er hinterließ.
Paulus war der Missionar, der am meisten zur Ausbreitung der Kirche in ihren ersten dreißig Jahren beitrug, und der Erbauer des größten theologischen und geistlichen Denkmals des ersten Jahrhunderts. Seine Briefe und die aus seiner Schule sind beständige Nahrung des christlichen Glaubens.
Erwägungen Clarets
Es ist bekannt, wie sehr Pater Stifter die heiligen Apostel verehrte. Er wollte für sich keinen anderen Titel als „Apostolischer Missionar“, was er als Missionar in der Art der Apostel deutete. Wie es nicht anders sein kann, hebt er unter ihnen Petrus und Paulus besonders hervor.
Vom Apostel Petrus berichtet P. Claret bewundernd, wie wirkungsvoll er predigte, und erzählt dazu in seiner Autobiographie: „Entbrannt vom Feuer der Liebe, das er vom Heiligen Geist empfangen hatte, kommt er aus dem Obergemach. Und das Ergebnis war, dass er bei zwei Predigten achttausend Menschen bekehrt, dreitausend bei der ersten und fünftausend bei der zweiten.“ Er nimmt auch auf ihn Bezug, wenn er in einer seiner Festpredigten festhält: „Mit diesem edlen und majestätischen Anblick stellt sich mir der heilige Petrus vor, als er aus dem Obergemach heraustritt und das Licht und die Flamme seiner Liebe weithin verbreitet. Er tritt in der Synagoge auf und raubt ihr ihre Anhänger damit, dass er Jesus Christus verkündet: achttausend Beschnittene bekehrt er in nur zwei Predigten; und indem er den Hartnäckigen ihre Halsstarrigkeit ins Gesicht schleudert, beschämt er ihren Stolz mit den Weissagungen der Propheten. Er begibt sich nach Samaria, bringt das Licht des Evangeliums hin, und der Glanz des Heils ist bei den Samaritern so groß wie bei Simon das Aufblitzen des Erstaunens: Wenn Petrus erschien, zerstreuten sich die Finsternisse des Irrtums. Er durchzieht die Provinzen Asiens und verwandelt die heidnischen Pagoden in Versammlungsorte von Gläubigen; er tritt in Antiochia auf und macht es christlich bis hin zur Heiligkeit, so dass der Glaube von Antiochia im ganzen Orient sprichwörtlich wird. Die Stimme des Petrus ist die unterweisende Wahrheit selbst: In einer einzigen Sprache macht er sich Völkern verschiedener Sprachen deutlich und verständlich, so dass aus ein und demselben Munde die Parther, Meder […] augenblicklich Jesus Christus erkennen. Unterschiedliche Sorgen, Entfernungen zwischen den Orten, nichts kann seinen Eifer aufhalten: Unermüdlich begibt er sich von Jerusalem nach Antiochia und kehrt nach Jerusalem zurück, wenn seine Anwesenheit erforderlich ist; unermüdlich durchzieht er Galatien, Pontus, Bithynien, Samarien, Kappadokien: Er erhob sich wie ein Riese, um seinen Weg zu durcheilen. Dort erstickt er Zwietracht, hier versammelt er Konzilien, dort schließt er Fragen ab; am einen Ort weiht er Bischöfe, am anderen gründet er Kirchen, oder er überträgt bereits das Apostelamt; wo sein Fuß nicht hinkommt und seine Stimme nicht hinreicht, dorthin schickt er Briefe und weist zurecht, ermahnt und ermutigt: Nichts kann sich vor seiner Glut verbergen.“
Noch feuriger, wenn das möglich ist, ist nach seinen eigenen Worten die Begeisterung, die P Claret für den Völkerapostel zeigt: „Was mich aber geradezu begeistert, ist der Eifer des Apostels Paulus. Wenn ich sehe, wie er von Ort zu Ort eilt und als ‚Gefäß der Erwählung‘ die Lehre Jesu überallhin trägt … Er predigt, er schreibt, er unterweist in den Synagogen, in den Gefängnissen und überall. Er arbeitet und motiviert zur Arbeit, ob gelegen oder ungelegen. Er wird ausgepeitscht, gesteinigt, in jeder Weise verfolgt und aufs gemeinste verleumdet. Aber er lässt sich keine Angst einjagen, im Gegenteil: Er freut sich noch über die Widerwärtigkeiten und bringt es sogar fertig zu sagen, er wolle sich einzig und allein des Kreuzes Jesu Christi rühmen.
Neben den überaus vielen Paulusstellen, die er in seinen autobiographischen Schriften aufführt, unter denen diejenige hervorzuheben ist, die er selbst als Leitspruch für sein Bischofswappen wählte (Charitas Christi urget nos), bietet uns Pater Stifter auch einige Punkte für die Meditation mit dem Titel Alles tue ich um des Evangeliums willen: „Omnia facio propter Evangelium. Alles, was der heilige Paulus tut, tut er um des Evangeliums willen; alles, was der heilige Paulus leidet, leidet er um des Evangeliums willen: 1. Paulus als Verkünder des Evangeliums; 2. Paulus als Opfer des Evangeliums. – Paulus verwendet auf die Verkündigung des Evangeliums die ganze Lebhaftigkeit und den ganzen Scharfsinn seines Geistes, nicht weniger als die ganze Glut und die ganze Uneigennützigkeit seines Herzens. – Angesichts seiner Berufung zum Apostelamt [als Opfer des Evangeliums] hat sich Paulus für alle geopfert, die seines Dienstes bedurften; und Gott lässt in der Ausübung des Dienstes jenes Mannes diese Bedürftigen nützlich werden für die Bekehrung der Welt.“