Sie ist am 16. April 1783 in Barcelona geboren, wo sie nach 71 Jahren im Einsatz für Gott und im heldenhaften Dienst der Nächstenliebe am 28. August 1854 starb.
Ihr erster Traum war es, sich Gott im beschaulichen Ordensleben zu weihen; doch sie legte es so aus, dass es der Wille Gottes war, dem Rat ihrer Eltern zu folgen, und entsprechend ihrer Ansicht schloss sie den Bund der Ehe mit Teodor de Mas, einem reichen Gutsbesitzer in Vic, Klagevertreter bei den Gerichten, einem jungen Mann, der ebenfalls seiner ersten Berufung zum Trappistenmönch nicht hatte folgen können. Die Ehe war das Vorbild eines christlichen Haushalts, beispielhaft und fruchtbar. Sie hatten neun Kinder.
Als sie erst 33 Jahre alt war, wurde sie Witwe. Doch sie verstand es, die unerwartete schwere Last ihrer Pflicht mutig zu tragen. Sie widmete sich zehn Jahre lang beharrlich der Sorge für ihre Kinder.
Auch setzte sie sich für die Werke der Frömmigkeit und Liebe zu Gott und zu den Bedürftigsten ein. Durch Gebet und ein intensives Leben der Buße trachtete sie danach, den Willen Gottes zu erkennen, um ihn mit vollem Einsatz erfüllen zu können. Ihre Bußgesinnung führte sie zu Entschlüssen, die von der Radikalität des Evangeliums geprägt waren, wie als Schlafliege nur eine Matte zu haben und als Kopfkissen einen Stein. Ihre Bußübungen hinderten sie nie daran, die Spitäler in Vic und Igualada häufig zu besuchen.
Doch sie spürte, dass sie der Herr zu einem Leben in radikaler Nachfolge rief. Und sie sah die Zeit gekommen, ihren Traum zu verwirklichen und Ordensfrau zu werden. So gingen die geheimnisvollen Pläne des Herrn in Erfüllung. Joachima Vedruna wiederholte, ohne es zu wissen, die Erfahrung von Johanna von Lestonnac und Franziska von Chantal. Sie sollte wie diese Mutter, heilige Witwe und Gründerin einer Ordensfamilie in der Kirche sein. Papst Pius XII. verstand es, anlässlich ihrer Seligsprechung am 19. Mai 1949 folgendes ganz treues Porträt von Joachima Vedruna zu umreißen:
„In der Ehe verbunden, verabscheute sie, soweit es ihr gestattet war, die Eitelkeiten der Welt, war in allem ihrem Gatten gehorsam, erfüllte sorgfältig ihre Verpflichtungen als Gattin und Mutter und erzog ihre Kinder mit bewundernswerten Ergebnissen, indem sie sie in ihren religiösen und bürgerlichen Pflichten heranbildete.“
Doch wohin sollte sie sich in der Stunde der Entscheidung und der Verpflichtung wenden, wo sollte sie anklopfen? Damals trat, von der Vorsehung geleitet, P Esteban von Olot in ihr Leben, ein Kapuziner, der im Volk als Apostel des Ampurdán bekannt war. Er wies ihr einen sicheren Weg. Die Heilige hätte das beschauliche Leben vorgezogen, doch der Kapuziner zeigte ihr die dringenden Nöte jener schrecklichen Zeiten und bedauerlichen Umstände. Man musste eine Institution gründen, die sich dem Unterricht und der Hilfe für die Kranken widmete. Man musste sich dringend um den Unterricht der Mädchen kümmern, die so vernachlässigt waren. Joachima Vedruna machte sich in Beharrlichkeit und Demut daran, dieses vom Evangelium geprägte Programm auszugestalten. Am 26. Februar 1826 bestätigte Bischof Corcuera die neue Vereinigung, die unter den Schutz Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel als Patronin gestellt wurde.
Die Gründung stieß auf viele Hindernisse gesellschaftlicher Art und Schikanen der Behörden und kam deshalb zunächst wenig voran. Erst ab 1850 begann sie sich zu entfalten. Als die Vereinigung 1857 auf Betreiben Clarets die staatliche Anerkennung erhielt, lebte die Gründerin schon nicht mehr. Die päpstliche Anerkennung kam im Jahr 1870, als Claret in Rom war.
Die Karmelitinnen von der Nächstenliebe verstanden es, Pioniere zu sein. Sie drückten der Zeit ihren Stempel auf und erschlossen einen Weg, dem später verschiedene Kongregationen folgten. Sie waren die ersten Ordensschwestern in Spanien, die sich dem Unterricht widmeten. Das eigene Merkmal, das sie kennzeichnet, ist, dass die Heilige in ihrem Elternhaus und später in ihrem eigenen Haushalt das Umfeld einer Familie erlebte. Sie verstand es, der Vereinigung diese familiäre Atmosphäre einzuhauchen. Jede Gemeinschaft erfreute sich einer Atmosphäre des Vertrauens und der Herzlichkeit, wie ein heimeliger und offener Haushalt; man gab jene gesellschaftlichen Unterschiede – Mitgift, Abstammung, Bildung usw. – auf, die das Ordensleben so negativ entstellt hatten. Dieses familiäre Umfeld wurde auch auf die Zöglinge ausgeweitet, die den Vorzug hatten, dass sich die Schwestern vorbehaltlos einsetzten. Die glücklichen jungen Mädchen lernten sehr schnell das so glücklich abgewandelte Sprichwort: „Bildung tritt nicht mit dem Blut ein, sondern mit Liebe.“
Joachima Vedruna war eine mystische Seele. Brennpunkt ihres kontemplativen Lebens war das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit, das sie auch ihren Töchtern einzuprägen und zu vermitteln verstand. Sie wurde von Pius XII. am 12. April 1959 heiliggesprochen.
Erwägungen Clarets
Der apostolische Eifer P. Clarets konnte nicht auf kleine Räume beschränkt werden, sondern ging über den Horizont der Diözese hinaus, der zu eng war für ihn. „Mein Geist ist für die ganze Welt“, schrieb Claret am 12. August 1849 an den Apostolischen Nuntius. Er verstand es, jede Ordensgemeinschaft, die in seiner Zeit entstand, zu ermutigen und zu fördern. Er schätzte sie als Werkzeuge für eine vertiefte und verbreiterte Verkündigung des Evangeliums. Sie waren Teil seiner apostolischen Familie, Töchter der Mutter Kirche, die sich um die geringsten und hilfsbedürftigsten Brüder und Schwestern besorgt zeigte.
Diese klärenden Pinselstriche zum Geist P. Clarets helfen sehr gut, seine Zusammenarbeit mit Mutter Joachima Vedruna und der von ihr neu gegründeten Kongregation zu verstehen und zu bewerten. Sehen wir uns also die Beweggründe an, die diese für die Kirche so fruchtbare gegenseitige Beziehung knüpften.
Beginnen wir mit den Gründen des Herzens, die sich, auch wenn sie emotional waren, als sehr kraftvoll und wirksam erwiesen.
– Die Stimme des Blutes. Das ist ein familiärer Grund, der zutiefst anzieht. Karmelitin war eine Schwester von ihm, seine Schwester Maria, die in Sallent als Pfarrhaushälterin mit ihm zusammenlebte und die Oberin in Borjas und Novizenmeisterin war. Auch drei Nichten von ihm waren Karmelitinnen: zwei Töchter seines Bruders José und eine seiner Schwester Rosa, über die er in seiner Autobiographie bemerkte: „Sie ist diejenige, die mich besonders ins Herz geschlossen hat.“ Diese verwandtschaftliche Beziehung verlieh der beginnenden Kongregation, die immer schutzbedürftig war, großes Vertrauen und Zugang.
– Die Stimme des Ortes. Der Raum, in dem die Berufung Clarets entstand, wuchs und reifte, war Vic. Dort entstand die Kongregation der Missionare, Söhne des unbefleckten Herzens Mariens. Hier entfalteten sich auch die Gefährtinnen von Joachima Vedruna. Sie kannten sich, weil sie alle aus ein und demselben Ort stammten. In Vic herrschte ein Umfeld tiefer Spiritualität und gestaltete sie. Der Same des Evangeliums offenbarte sich als fruchtbar in einer reichen Zahl von Heiligen und berühmten Gottesmännern und -frauen. Bischof Corcuera, der Claret ins Seminar aufnahm, bestätigte die Gründung der Karmelitinnen von der Nächstenliebe. Und P. Esteban Sala, Generaloberer der Kongregation, förderte sie und half ihnen sehr.
Aber diese ganze von der Vorsehung geleitete Geschichte der Hilfe begann mit Exerzitien, die der Heilige im Juni 1843 in Vic für die Schwestern hielt. Ein gegenseitiges Vertrauen wurde zwischen P. Claret und Mutter Vedruna geknüpft. Bischof Casadevall von Vic ernannte ihn zum geistlichen Leiter der Schwestern. Von da an hielt der Heilige jedes Jahr Exerzitien für sie und nutzte seine Aufenthalte in der Stadt, um ihnen Einkehrtage und Vorträge zu halten. Diese tiefe geistliche Beziehung brach nicht mehr ab.
P. Claret schrieb 1850 die erste Ausgabe der Konstitutionen und bereitete sie zur Drucklegung vor. Er hauchte ihnen, wie es nicht anders sein konnte, einen ausgeprägt apostolischen Geist der Offenheit ein. Und er half nicht nur, ihre Konstitutionen abzufassen, sondern tat auch alles ihm Mögliche, damit sie endgültig gutgeheißen wurden. Er tat ihnen ein weites Feld für die Ausübung ihrer wohltätigen Aktivitäten auf. Er war, soweit es in seiner Hand lag, um die geistliche Dimension besorgt und auch im materiellen Bereich: Er zahlte ihnen Steuern und leistete ihnen Hilfe, als er die Bedürftigkeit und den Mangel sah, in dem sie lebten.
Es gibt klare Zeugnisse davon, wie er in harten Zeiten über ihr Überleben wachte. Hier einige Zeilen aus einem Brief, der die Form eines Antrags Clarets an die Königin auf die staatliche Bestätigung der Vereinigung annimmt (28. Februar 1860):
„Herrin, Erzbischof Antonius Maria Claret wendet sich hochachtungsvoll an Eure Majestät mit der Bitte um Ihren königlichen Schutz … und stellt den Antrag auf Anerkennung und Erklärung des legalen Bestehens der Vereinigung der Drittordenschwestern des Karmelordens.“
Dank seinem entscheidenden Einfluss öffnete die Vereinigung bald ihre Türen für Katalonien und konnte sich über ganz Spanien ausbreiten. Der Heilige beschützte sie immer, stand zu ihrem Unterhalt und ihrem Verbleiben in den Ortschaften. Er war wahrhaftig ihr Verteidiger, Vater und guter Bruder.
Die verschiedenen Ämter, die Claret erhielt, trennten ihn nicht von ihnen, sondern verstärkten seine Gunsterweise zugunsten der Schwestern. Er ließ sich nie für Dienste oder Gunsterweise bezahlen. Er verwendete eine einzige Zahlungsform: Er bat sie im Gegenzug um ihr Gebet. Die Schwestern waren wie seine wachsamen Engel; ihnen empfahl er seine apostolischen Unternehmungen, vor allem die besonders gewagten.
Er behandelte sie offenherzig und schlicht, wie es sich für liebe Mitglieder der Familie gehört, wie echte Schwestern. Als er in Rom war, übernahmen sie seine Pflege und seine Wäsche. Als er sich von ihnen verabschiedete, kündige er ihnen humorvoll an, sie würden sich wiedersehen, „weil sich die Menschen treffen, die Berge aber nicht“.
Ja, zwei Berge – aber nicht getrennt – waren der heilige Antonius Maria Claret und die heilige Joachima Vedruna. Gott brachte sie zusammen. Berge wie der Tabor, wo der Herr verklärt und in der Heiligkeit seiner Söhne und Töchter kundgetan wird und wo er uns, seinen Söhnen und Töchtern, weiterhin eine Botschaft offenbart: „Arbeitet zusammen, arbeitet gemeinsam, hört auf sie und setzt euch vorbehaltlos ein, wie sie es taten, für die Kirche und für die besonders bedürftige Menschheit.“