Gerade einmal drei Tage nach dem liturgischen Fest der heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Rafael gedenkt die Kirche heute der heiligen Schutzengel. Die Kongregation schließt sich dieser Feier der Kirche an und verehrt das Gedenken an alle Engel, die sie seit jeher als Mitpatrone hat.
Die Aufgabe der Engel besteht, kurz gesagt, darin, Gott anzubeten und seine Befehle zu erfüllen, indem sie den Menschen seine Botschaften bringen. Ihr Name zeigt genau diesen Auftrag, Überbringer der Botschaften Gottes zu sein, an: In der Bibel bedeutet das Wort Engel „Bote“. Berühmt ist diesbezüglich die Aussage des heiligen Augustinus: „Die Bezeichnung Engel zeigt seine Aufgabe an, nicht sein Wesen. Wenn du nach seinem Wesen fragst, werde ich dir sagen, dass er ein Geist ist; wenn du danach fragst, was er tut, werde ich dir sagen, dass er ein Engel ist.“
Gestützt auf die Heilige Schrift und auf die Überlieferung, hat sich der Glaube an die Existenz der Engel und ihre schützende Nähe zu den Menschen von alters her in der Kirche erhalten und ist in der Liturgie der Gesamtkirche seit dem Jahr 1608 an diesem Datum gefeiert worden.
Der Katechismus der katholischen Kirche bietet uns eine Zusammenfassung der Lehre über die Engel. Er stellte fest, dass die Engel Diener und Boten Gottes sind. Sie schauen ständig das Antlitz des Vaters im Himmel. Sie sind „Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam“. Sie haben Verstand und Willen. Sie sind personale und unsterbliche Geschöpfe. Sie übertreffen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit. Sie haben Christus, den Herrn, als ihre Mitte. Sie wurden durch ihn und für ihn geschaffen mit dem Auftrag, denen zu helfen, die das Heil erben sollen. Seit der Schöpfung und im Verlauf der ganzen Geschichte verkünden sie dieses Heil und dienen dem göttlichen Plan zu seiner Verwirklichung: Sie verschließen die Tür des irdischen Paradieses, beschützen Lot, retten Hagar und ihren Sohn, gebieten der Hand Abrahams Einhalt, durch ihren Dienst wird das Gesetz mitgeteilt, sie führen das Volk Gottes, verkünden Geburten und Berufungen und stehen den Propheten bei.
Ein Engel – Gabriel – verkündet die Geburt des Vorläufers und die Jesu. Und von der Menschwerdung bis zur Aufnahme in den Himmel ist Jesus, das fleischgewordene Wort, von Engeln umringt, wie es viele Stellen im Neuen Testament bezeugen.
Aus der geheimnisvollen und machtvollen Hilfe der Engel zieht das ganze Leben der Kirche Nutzen. In der Tat schätzt die Kirche ihren Schutz, vertraut darauf, dass auf ihnen die Behütung des Menschen von seiner Geburt bis zu seinem Scheiden aus der Welt ruht, und feiert in ihrer Liturgie das Gedächtnis der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael und der Schutzengel.
Verehrung der Engel bei Pater Stifter
Vor drei Tagen haben wir uns an die besondere Verehrung erinnert, die der heilige Antonius Maria Claret dem Erzengel Michael erwies, als er die Akademie, die seinen Namen trägt, unter seine Schirmherrschaft stellte, ihn als Beschützer der Librería Religiosa betrachtete und als er ihn zusammen mit den Engeln unter die Patrone der von ihm gegründeten Kongregation aufnahm. Doch dass unser Gründer alle Engel verehrte, wird in seinem Bekenntnis klar, das er in seiner Autobiographie abgibt, wenn er sagt: „Niemals vergaß ich, den glorreichen heiligen Michael anzurufen, ebenso die Schutzengel, insbesondere meinen eigenen, den des Königsreichs, den der Provinz, den der Ortschaft, in der ich predigte, und den Schutzengel eines jeden einzelnen.“ Und er fügt hinzu: „Den Schutz der heiligen Schutzengel habe ich augenfällig erfahren.“
Der Heilige bezeugt den Schutz, den er durch die Engel erfuhr (neben dem Schutz der Jungfrau Maria und anderer Heiliger), als die Verfolgungen gegen ihn in seinem missionarischen Wirken heftiger wurden. Er sagt: „Die heilige Jungfrau und ihre Engel beschützten mich auf unbekannten Wegen, retteten mich vor Räubern und Mördern und brachten mich in Sicherheit, ohne dass ich wusste, wie.“ Er fleht Maria, die Königin der Engel, an, sie ihm zur Hilfe zu senden. Und Claret selbst deutet die Hilfe, die er als junger Priester auf seiner Reise nach Rom in Marseille erfuhr, als Hilfe des Himmels, weil sich ein Mann derart um ihn kümmerte, dass er nach den Worten des Heiligen eher ein Engel zu sein schien als ein Mensch.
Lehren der Engel für unser Spiritualität und unser missionarisches Wirken
Wenn wir das Gedächtnis der heiligen Engel feiern, ist es verpflichtend, Gott dafür zu danken, dass er uns ihrem Schutz anvertraut hat. Sie machen die Vorsehung Gottes in unsichtbarer, aber wirksamer Weise in unserem Leben gegenwärtig.
Doch wenn wir ihm danken und uns unter den Schutz der heiligen Engel stellen, müssen wir gleichzeitig einige Lehren für unser Leben daraus ziehen. Da die Engel zum einen Teil vor dem Thron Gottes stehen, den sie anbeten, und zum anderen Teil seine Boten sind, die seine Befehle ausführen, mögen wir von ihnen lernen, Gott anzubeten (kontemplative Dimension unseres Ordenslebens) und uns für den missionarischen Auftrag zur Verfügung zu stellen, den wir nach seinem Willen ausführen sollen (aktive oder apostolische Dimension).
Da die Engel eine Vermittlerrolle zwischen Gott und den Menschen übernehmen, mögen sie uns ein Beispiel für den fürbittenden Dienst sein, den viele von uns als geweihte Diener im Leben der Kirche zugunsten unserer Brüder und Schwestern auszuüben haben.
Und da sie Boten des Planes Gottes mit den Menschen sind, helfen sie uns, unseren Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums bereitwillig auszuführen, damit wir die Gute Nachricht dorthin tragen, wo die Bedürftigsten ein Wort der Hoffnung erwarten.