Esteban Sala y Masnou ist am 28. Mai 1812 im Bauernhaus Sala geboren, das zu der Pfarrei San Martín de Sescors (Provinz Barcelona) gehört. Sein Vater war von seiner ersten Frau verwitwet, mit der er drei Kinder hatte. Esteban ging aus der zweiten Ehe hervor. Er war das fünfte von sechs Geschwistern, von denen drei Ordensleute wurden, einer Claretiner und die anderen beiden Benediktiner. Eine von diesen Benediktinern war P. Bernardo, der sich aufgrund der Exklaustration der Ordensleute in Spanien aus seinem Kloster zurückziehen musste und sich unserer frisch gegründeten Kongregation anschloss, wo er 26 Jahre blieb, bis er 1875 wieder in den Benediktinerorden eintrat, und zwar in das Kloster Montserrat.
Zum Menschenfischer berufen
Esteban spürte den ersten Ruf des Herrn als Kind. Eines Tages, als er sich beim Fischerspielen vergnügte, erfuhr er innerlich den Ruf des Herrn, der zu ihm sagte: „Werde ein Seelenfischer!“ Es war ein Anliegen, das ihn zutiefst durchdrang und ihn einlud, in die Fußstapfen der ersten Fischer zu treten, die alles zurückließen und Christus nachfolgten. Mit elf Jahren begann er den Lateinunterricht in Manlleu und machte dann die Rhetorik bei den Piaristen in Moyá. 1828 ging er ins Seminar nach Vic, um Philosophie zu studieren. Nach drei Jahren kam er an die Universität Cervera, um Theologie zu studieren. Dort verbanden sich seine glänzenden intellektuellen Fähigkeiten mit seinem lebhaften Wunsch, sich auf eine Tätigkeit als Priester vorzubereiten. 1834 erhielt er den Grad eines Bakkalaureus der Theologie; er erreichte ein so hohes Niveau, dass er sofort zum Ersatzdozenten für Theologie ernannt wurde, während er seine eigenen Studien fortsetzte. 1836 kehrte er nach Vic zurück, um dort das siebte Studienjahr zu machen. Auch dort ragte er als sehr fähiger und glänzender Student heraus.
In diesen Jahren erlebte Spanien Zeiten schwerer politischer Erschütterung. Die antiklerikalen Gesetze verboten neue Priesterweihen. Esteban musste zwei Jahre warten, bis er am 29. September 1839 vom Bischof von Solsona zum Priester geweiht wurde. Alles war bereit, seinen Dienst aufzunehmen.
Im Oktober 1840 wurde er als Grundschul- und Lateinlehrer mit dem Titel eines Vikars des Pfarrers in die Kleinstadt Vallfogona versetzt. Ein solches Amt war für viele Kleriker wegen der guten Bezahlung sehr erstrebenswert. 1842 erhielt er ein Benefizium am Dom von Vic. Wie man sieht, war die kirchliche Laufbahn von P. Esteban Sala weitangelegt und weckte immer größere Erwartungen.
Eine Begegnung, die ihn beeindruckte und zur Umkehr des Herzens führte
Am 1. März 1843 nahm P. Claret im Alter von 35 Jahren seine intensive missionarische Tätigkeit in ganz Katalonien wieder auf. Er lebte in äußerster Armut, war zu Fuß unterwegs, zog unermessliche Menschenmengen an, die von überallher kamen, um sein schlichtes und durchdringendes evangeliumsgemäßes Wort zu hören. Er arbeitete von vier Uhr Morgens ohne Pause und ohne Ermüdung. Die Bekehrungen waren zahllos. Im Juli desselben Jahres leitete P. Claret auf Bitten des Klerus, der von seinem missionarischen Eifer beeindruckt war, in Campdevànol zum ersten Mal Exerzitien für Priester. Angesichts des Erfolgs dieser Erfahrung hielt er anschließend einen weiteren Kurs in Gombreny, an dem mehrere Priester aus der Gegend teilnahmen, darunter auch P. Esteban Sala. Dort lernte er den bereits berühmten Missionar Kataloniens kennen.
Von dieser Begegnung an, die eine Erleuchtung für sein Leben war, hatte P. Esteban Sala eine starke Gotteserfahrung, die ihn spüren ließ, dass er berufen war, sein Leben ganz für die Missionen einzusetzen. Er ließ seine vielversprechende und erfolgreiche kirchliche Laufbahn, die mit seiner Priesterweihe begonnen hatte, hinter sich, um einem neuen Lebensstil die Tür zu öffnen: das Wort des Herrn mit apostolischem Feuer und missionarischer Freiheit verkünden. Seine vielen Begabungen als Prediger stellten sich in den Dienst der Missionspredigten, die in den verschiedenen Orten Kataloniens gehalten wurden. Er begleitete P. Claret bei mehreren seiner apostolischen Kampagnen.
Der Erbe Clarets
Als Claret von den Kanarischen Inseln zurückkehrte, begann er alle Schritte zur Vorbereitung der Gründung einer Kongregation von Missionaren. P. Esteban Sala war einer der ersten, mit denen P. Claret für die neue Gründung rechnete: Er hatte bereits mit ihm gearbeitet und betrachtete ihn als einen Menschen, der vom selben missionarischen Geist beseelt war. Am 16. Juli 1849 war P. Sala in der Gruppe, mit der das große Werk seinen Anfang nahm, und während des ganzen ersten Jahres befassten sie sich mit einer intensiven missionarischen Vorbereitung, die der Gründer selbst erteilte.
Die Nachricht, dass P. Claret zum Erzbischof von Santiago de Cuba ernannt wurden war, war für alle ein ganz schwerer Schlag. P. Esteban Sala fiel es zu, P. Claret bei der Entscheidungsfindung zu begleiten und nach der Entscheidung der Gemeinschaft zu verkünden, dass er weggehen würde. Wie anzunehmen war, wurde P. Esteban Sala gewählt, um den Gründer in der Leitung der neuentstandenen Gemeinschaft zu ersetzen; er wurde ja schon in ganz Katalonien als der Erbe Clarets betrachtet.
Glühender missionarischer Geist
P. Esteban Sala ragte in seinem apostolischen Leben vor allem durch seine gut Befähigung zum Predigen heraus. Er hielt Exerzitien für Priester, Ordensschwestern und Laien. Das Merzedarierhaus in Vic wurde für viele Menschen, die P. Sala suchten, zu einem Raum der Erneuerung. Er hielt auch Volksmissionen.
Er bemühte sich beharrlich um die Neustrukturierung und Konsolidierung der Kongregation der Karmelitinnen von der Nächstenliebe, die in Vic gegründet waren. Von Februar 1851 an übernahm er die Generalleitung dieser Kongregation und leistete eine beschwerliche und wirksame Führungsarbeit, die den Schwestern half, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sie durchmachten. Im Juni 1854 sah er sich gezwungen, von diesem Amt zurückzutreten, da die Mitbrüder in seiner Gemeinschaft von ihm mehr Einsatz in der Führung der eigenen Vereinigung verlangten.
Hervorzuheben ist auch sein Einsatz für die jungen Menschen. Es machte ihm Sorge, dass die jungen Menschen nach den Missionen zu einem christlicheren Leben motiviert waren, dass sich dann aber alles wieder auflöste, weil es an Mitteln zur Beharrlichkeit fehlte. Seit 1851 begann er, diese jungen Menschen in Chören zu gruppieren, um ihre guten Vorsätze zu erhalten und damit sie spürten, dass sie Wegweisung und Begleitung erhielten. Er schrieb zwei Werke, um dieses Projekt zu konsolidieren.
Schließlich war er ein guter Ratgeber und geistlicher Leiter für einen Großteil des Klerus von Katalonien.
Ein Oberer, der die erste Gemeinschaft zusammenhielt
Viele erwarteten, dass sich bei den Qualitäten von P. Esteban Sala die Kongregation schnell ausbreiten würde, doch das war nicht der Fall. In der Tat, als er nach acht Jahren in der Generalleitung starb, hielt sich die Kongregation mit fünfzehn Mitgliedern nur im Haus in Vic. Die zahlenmäßige Ausbreitung der Kongregation war nicht der Auftrag, den P. Esteban Sala übernahm. An ihm war es, ein sehr zerbrechliches Werk in seine Hände zu nehmen. Es war nicht leicht, diese neu entstandene Vereinigung zu festigen, der der Gründer so bald entrissen wurde. P. Esteban Sala musste der Vermittler des Bezugs zum Gründer sein und musste die ursprüngliche Gruppe mit einer missionarischen Mystik nähren, die sie für die künftige Ausbreitung festigte. Diesbezüglich sagt sein Biograph: „Ohne die Heiligkeit, das Ansehen, die Liebenswürdigkeit und die Sanftheit des ersten Oberen ist es fast sicher, dass von jenen Priestern, die sich zur Ausführung eines so großen Unternehmens zusammengefunden hatten, wie es die Gründung einer Vereinigung von Missionaren war, und die miteinander nur durch das Band der gegenseitigen Liebe und Freundschaft verbunden waren, jeder einzelne auf seinem Weg gestürzt wäre und dass sich das ganze Werk aufgelöst hätte wie das Salz im Wasser. Die außerordentlichen guten Eigenschaften des ersten Oberen waren das goldene Band, das die vier verbliebenen Mitgründer und mehrere weitere Missionare, die in den Jahren unter seiner Leitung in die Kongregation eintraten und ihr immer treu blieben, nach der Abreise von P. Claret nach Kuba beständig in dem Unternehmen vereint erhielt.“
Die letzte Bestimmung
Als P. Claret zum Beichtvater der Königin ernannt wurde, war der Erzbischofssitz in Santiago den Kuba vakant. P. Claret dachte an keinen geeigneteren, der sein Werk fortsetzen könnte, als an P. Sala, denn er war der Meinung, dass er denselben Geist besaß wie er. P. Esteban Sala verweigerte sich diesem Vorschlag standhaft, doch der Nachdruck war derart, dass anscheinend keine andere Möglichkeit blieb. Er erhielt die Bestätigung, dass er vorgeschlagen war, als er in Barcelona die Eröffnung des künftigen Missionshauses in Gracia betrieb und Exerzitien für den Klerus hielt. Nach einem Exerzitienkurs für Ordensschwestern fühlte er sich unwohl, und seine Gesundheit verfiel schnell, bis er am 18. April 1858 in Barcelona ins Haus des Vaters gerufen wurde.
P. José Xifré, der ihm als Generaloberer nachfolgte, hinterließ uns ein sehr ausdrucksstarkes Porträt von P. Esteban Sala: „… Er war mit so vielen körperlich-sittlichen Gaben ausgestattet und geziert, die jedes Lob übertrafen. Körperlich war er von normaler Statur und angenehmer Gestalt. Seine deutliche Stimme mit guter Aussprache. Er war gut gebildet und kultiviert. Einfach in seinen Umgangsformen. Im sittlichen Bereich war er noch vollendeter. Seine Bescheidenheit war bekannt; schon seine Anwesenheit versöhnte alle. Er war in allem wahrhaft untadelig. Er war sehr demütig und sanftmütig von Herzen, eifrig und vor allem so keusch und rein von Herzen, dass wir glauben, behaupten zu dürfen, er sei gestorben, ohne die Taufgnade verloren zu haben. Als Talent gehörte er zu den besten, die es an der damaligen Universität Cervera gab. Als Redner gehörte er zu den am besten beleumundeten seiner Zeit im Fürstentum Katalonien. Er hatte mit gutem Erfolg mehrere Missionen und Exerzitien für den Klerus, für Studenten und für Schwesterngemeinschaften gehalten. Seine Krankheit war das Scharlachfieber, zu dem sich eine Gehirnblutung gesellte. Er starb heiligmäßig, wie er gelebt hatte …“
Ein Mitbruder, der noch heute zu uns spricht
Die Erinnerung an P. Esteban Sala ist eine deutliche Einladung zur ständigen missionarischen Umkehr, uns nicht festzusetzen, immer offen zu sein für den Eindruck und die Überraschungen Gottes. Wir sind Menschen, die den gleichen missionarischen Geist haben wie P. Claret und die berufen sind, ihn in Fülle zu leben. Wichtig sind nicht die Zahlen und die Ergebnisse unserer Werke, sondern dass wir uns ganz unserem missionarischen Auftrag hingeben.