Warschau, 4. März 2022
Liebe Mitbrüder und Freunde,
zuerst möchte ich Ihnen alle für Ihr großes Interesse an den Geschehnissen, die sich hinter unserer Ostgrenze abspielen und die mit dem Krieg verbunden sind, der von Russland in der Ukraine ausgelöst wurde, wo die Claretiner-Missionare aus der Polnischen Provinz seit über einem Jahr präsent sind. Vielen Dank allen, die uns wirtschaftlich unterstützt haben (z. B. die St. Jakobs-Provinz), sowie denen, die uns darüber fragen oder Ihre Nähe und Solidarität durch das Gebet und Nachrichten der Unterstützung und der Verbundenheit zum Ausdruck bringen.
Unsere polnischen Mitbrüdern wirken an zwei Orten in der Ukraine. Es handelt sich um Truskavets (wo sie wohnen) und Boryslav (der Ort, in den sie kommen). In Boryslav wirken die Schwestern Kleine Dienstmägde der unbefleckten Empfängnis (eine in Polen gegründete Kongregation) und helfen in der Kirche und in der Katechese. Die Gemeinschaft Truskavets besteht aus drei Claretinermissionaren: P. Wojciech Kobyliński (Superior), P. Krzysztof Łabędź (Superior) und Br. Marcin Kukuś (Ökonom). Sie erfuhren durch mich vom Kriegsausbruch, weil ich am frühen Morgen die Nachrichten im Internet las. Das beweist die Macht der modernen Kommunikationsmittel: Man kann etwas immer schneller aus dem Internet erfahren als von einer Person vor Ort. Außerdem ist die Ukraine ein großes Land (600 000 km²). Die Claretinergemeinschaft lebt im Westen, und der Angriff Russlands begann im Osten der Ukraine.
Unsere Mitbrüder entschieden sich von Anfang an, dort zu bleiben bei den Menschen, denen sie so lange wie möglich helfen wollten. Was die Sicherheit angeht, war ihre Lage im Grunde die ganze Zeit seit dem Kriegsausbruch gleich: Frieden und Ruhe (von Zeit zu Zeit durch Alarme unterbrochen). Außerdem gibt es zahlreiche Kontrollen an der Einfahrt in die Stadt. Gegenwärtig sind die Auswirkungen des Krieges in Truskavets, dass viele Personen (Frauen und Kinder) nach Polen fliehen, da die polnische Grenze nur etwa 60 km entfernt ist. Unsere Mitbrüder helfen, viele Personen zu transportieren, und jeden Tag kommen mehr Flüchtlinge, die aus dem Ostteil der Ukraine, der vom Krieg zerrissen ist, fliehen. Manche kommen nur für kurze Zeit und betrachten Truskavets als eine Station auf ihren Weg nach Polen – während andere hoffen, dass sie dort warten können, bis die Tragödie zu Ende ist. Die Lage ist wirklich schwierig, weil die Russen militärische Ziele, aber auch Häuser und Wohnblocks, Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten angreifen und bombardieren; wie zum Zeitvertreib töten sie unschuldige Zivilisten einschließlich Frauen und Kindern.
Diese Lage hat dazu geführt, dass unsere Mitbrüder in Truskavets neben ihrer Pfarrarbeit als Fahrer dienen und Mütter mit Kindern an die polnische Grenze bringen; sie organisieren Essen, Kleidung und Medikamente; manchmal geben sie denen, die mit leeren Händen aus den vom Krieg verwüsteten Gegenden geflohen sind, etwas Geld. Die Nöte sind immer größer, aber die Hilfe ist immer besser organisiert sowohl dank der Behörden der Stadt Truskavets als auch dank der Hilfe aus Polen und anderen Ländern.
Was die Hilfe angeht, erfolgt sie in zwei Richtungen: in Truskavets (durch unsere Mitbrüder und die Schwestern) und in Polen (seit Kriegsbeginn sind über 600 000 Personen nach Polen eingewandert). Die Hilfe wird in unseren Pfarreien und durch unsere nahen Mitarbeiter und Freunde organisiert. Unsere Claretinergemeinschaften in Polen helfen den Flüchtlingen aus der Ukraine, indem sie ihnen in unseren Häusern Platz zum Leben geben (das ist der Fall in Breslau und in Paczyna; die Gemeinschaften in Warschau und Krzydlina Mała sind bereit) und indem sie Grundnahrungsmittel und Hygieneprodukte kaufen).
Wir sind uns bewusst, dass unsere Mittel begrenzt sind, und deshalb freuen wir uns, dass viele von euch fragen, wie ihr helfen könnt. Das macht uns sehr glücklich, und wir danken euch im Voraus aufrichtig für alle eure Hilfsangebote. Wir sind uns bewusst, dass sich die jetzige Lage verschlimmern und wahrscheinlich lange andauern wird, weshalb wir in strukturierter und kluger Weise helfen wollen (nicht alle Mittel auf einmal verbrauchen). Wenn ihr also bereit seid und helfen könnt, beachtet dazu bitte einige Angaben von unserer Seite:
1. Wir können keine detaillierte Abrechnung über die eingegangenen Mittel garantieren (die Kriegssituation erschwert das). Wenn das notwendig ist, um Hilfe zu leisten, bedauern wir, aber wir werden darauf verzichten müssen, weil unsere Mitbrüder in der Ukraine nicht Zeit und Kraft haben, sich mit einer eingehenden und systematischen Dokumentation zu befassen. Das Vertrauen muss genügen, obwohl wir natürlich alles tun wollen, was wir können.
2. Viele von euch bitten und Fotos. Es ist sehr schwierig für uns, unsere Mitbrüder zu verpflichten, in Situationen von Schmerz, Leid, Entbehrung und Elend Fotos zu machen. Es gibt einige Personen, Reporter, die solche Fotos in professioneller Weise machen; ihr könnt sie leicht im Internet finden. Zweitens ist es gefährlich, hier Fotos zu machen, weil alle überempfindlich für die Spionage sind, und man hat bereits mehrere russische Spione gefasst. Selbstverständlich, wenn wir ein Foto zur Veröffentlichung erhalten, teilen wir es gerne mit euch allen.
3. Auch können wir die Mittel nicht aufteilen und beispielsweise getrennte Bestände anlegen mit Artikeln, die wir mit Geld aus Polen gekauft haben, und getrennt davon mit solchen, die wir beispielsweise mit Geld aus Spanien oder aus Rom gekauft haben … Bitte entschuldigt uns auch dafür.
4. Es ist möglich, dass es für uns schwierig ist, die Fristen einzuhalten, die von verschiedenen Organisationen gesetzt werden, auch wenn wir es selbstverständlich versuchen werden.
5. Wie ich bereits erwähnt habe, helfen wir und wollen wir in zwei Richtungen helfen: den Flüchtlingen in Polen (in der Zukunft können das mehrere Millionen sein) und in der Ukraine. Wenn ihr wollt, dass euer Geld nur an die Bedürften in der Ukraine geht, gebt das bitte mit einer entsprechenden Notiz an.
6. Wir bitten unsere Mitbrüder in der Ukraine, uns regelmäßig (einmal in der Woche) Nachrichten zu schicken, die wir Ihnen zukommen lassen. Einer von ihnen (P. Wojciech Kobyliński CMF) schreibt bereits fast alle Tage Nachrichten auf Facebook und hängt Fotos an, die man auch benutzen kann: www.facebook.com/wojciech.kobylinski.35
7. Die Mittel können auf das Konto unserer Provinz (Euro-Konto) überwiesen werden:
Misjonarze Klaretyni Kuria Prowincjalna
ul. Poborzanska 27, 03-368 Warszawa
IBAN: PL87 1020 0000 0902 0020 9643
SWIFT/BIC: BPKOPLPW
8. Alle Angaben und weitere Informationen sind erhältlich, wenn ihr mir direkt an folgende E-Mail-Adresse schreibt: prowincjal@klaretyni.pl
Schließlich danke ich euch noch einmal für euer Interesse, euer Gebet und eure Gesinnung echter Brüderlichkeit. Das ist für uns sehr wichtig, insbesondere für die Mitbrüder, die in der Ukraine tätig sind. Ich bitte auch um das Gebet für unsere Mitbrüder (neun Claretiner-Missionare), die auch in Russland und in Sibirien tätig sind. Diese Situation ist auch für sie nicht einfach.
Ich grüße euch im Namen des Herrn.
P. Piotr Bęza CMF
Provinzial von Polen