Liebe Mitbrüder,
an diesem Pfingstfest haben wir die entfernte Vorbereitung des kommenden 26. Generalkapitels begonnen, das nächstes Jahr im August und September stattfinden soll. Wir haben diesen Tag gewählt in dem Wunsch, uns dem Heiligen Geist zu öffnen, der die Quelle des Charismas unserer Kongregation und unserer missionarischen Berufung ist.
Ein Generalkapitel ist ein Pfingstereignis im Leben der Kongregation. Wir wollen den Heiligen Geist einladen, in uns allen Wohnung zu nehmen und uns in unsere Zukunft zu führen.
Im Gedanken an das kommende Generalkapitel wurden wir vom letzten Generalkapitel eingeladen, neue Wege und Mittel zu erkunden, Versammlungen und Kapitel in unserer Kongregation zu organisieren und abzuhalten. Bei dem Treffen mit den höheren Oberen in Talagante in Chile haben wir uns darüber ausgetauscht und beschlossen, dass wir einen synodalen Ansatz für unser Kapitel brauchen, der euch, alle Mitglieder, einbezieht. Weil jeder Mitbruder Wertvolles in seinem Herzen hat, reiche Erfahrungen, so dass die Kongregation, die an den Peripherien präsent ist, unsere Reflexion von den Peripherien her beginnt, um das Kapitelsereignis zu bereichern. So dachten wir an einen narrativen wertschätzenden Ansatz durch synodale Treffen, die in verschiedenen Teilen der Kongregation gehalten werden sollen.
Darum liebe Mitbrüder, bitte ich euch als erstes um die Offenheit für den Heiligen Geist und ein aufmerksames Hören auf die Stimme des Heiligen Geistes, der in vielfältiger Weise spricht: in euren Herzen in der Stille des Gebets, im Wort Gottes, in der Stimme unserer Mitbrüder in der Gemeinschaft, in unseren Mitarbeitern, den Armen, den Menschen, denen wir dienen, und selbst in denen, die uns kritisieren und konfrontieren.
Wir haben ein schönes Charisma, und dieses Charisma geht über uns hinaus. Und wenn wir es auf unser eigenes Maß verkleinern, werden wir uns Charisma zähmen und in Flaschen abfüllen, so dass wir damit zurechkommen. Das würde heißen, dass man es von der Statur verkleinert, zu der wir durch unser Charisma eingeladen sind, mit Jesus, mit der Kirche zu träumen von dem, was Gott für die Menschheit bereithält. Deshalb werden wir mit unseren kleinen Maßen die Kraft unseres Charismas nicht beschneiden, sondern es durch unsere innere Offenheit für die Überraschungen des Heiligen Geistes zu seinen Höhen aufgehen lassen.
Ich erinnere mich an ein kleines Ereignis, als ich Novizenmeister war. Zwei Novizen fanden zwei junge Papageien auf dem Feld. Möglicherweise fiel das Nest herunter, oder sie wurden verlassen. Sie baten um Erlaubnis, für sie sorgen zu dürfen. Ich stimmte zu, dass sie für sie sorgten, und wenn sie groß wären, könnten sie sie wegfliegen lassen, wenn sie bereit wären. Nach zwei Wochen kam ein Novize und berichtete, er könne sich nicht mehr um den Papagei kümmern, da er jetzt herumfliege und er den Vogel nicht einfangen und füttern könne. Ich sagte, er müsse so weit sein, und er solle ihn wegfliegen lassen.
Ich fragte nach dem anderen Papagei, und der Novize brachte ihn zu mir, völlig unter Kontrolle. Er hatte die Flügel des Papageis gestutzt. Ich war schockiert und fragte ihn, was geschehen sei. Er sagte mir, er sei herumgeflogen, und er sei nicht mit ihm fertig geworden. Darum habe er ihn eingefangen und ihm die Flügel gestutzt, und jetzt könne er mit ihm fertig werden. Und der Papagei hüpfte bloß herum. So ist es, wenn wir nach einem Ansatz suchen, der die Talente und Fähigkeiten und das Positive in uns deckeln würde. Sie sind gottgegebene Werte, die da sind, weil Gott will, dass wir etwas Besseres schaffen.
Wenn wir unser Charisma nach unseren eigenen Standards messen, könnten wir seine Möglichkeiten beschneiden und den Horizont nicht sehen, an den uns unser Charisma einlädt, um mit Jesus zu träumen und an einer Tugend teilzunehmen, die auf ihre Geburt wartet.
Manchmal fragen Leute, ob das nicht utopisch und jeneseits unserer Reichweite ist, anders als die Realität, die wir erleben. Denken Sie an eine Gemeinschaft, wo es Spannungen und Konflikte gibt, die unsere apostolische Lebenskraft erodieren. Man kann sich entmutigt fühlen und denken, das ist eben, was wir im Ordensleben sehen. Gerade wie manche Leute die Kirche durch die Skandale eines Teils des Klerus definieren. Aber dafür ist die Kirche nicht da. Darum kann auch unsere Kongregation nicht an unserem menschlichen Versagen gemessen werden. Sie sollte an den Möglichkeiten, Gaben und Talenten gemessen werden, die Gott uns gegeben hat und mit denen es möglich ist, eine bessere Gemeinschaft zu schaffen. So sind unsere Leiden und Anstrengungen nicht fehl am Platz. Sie sind Teil davon gerade als eine Möglichkeit darüber hinaus.
Man sagt, für jemanden, der im Gefängnis eingesperrt ist, könne das Gefängnis zum Daheim werden, solange er nicht die Freiheit außerhalb sieht. In diesem Kapitel lade ich euch ein, das Potential zu sehen, das unser Charisma gibt, und die Schritte durchzugehen, von denen der Heilige Geist will, dass wir sie unternehmen.
Als die Generalleitung zu sehen versuchte, was die neuen Formen sind, um Kapitel zu organisieren, bestand die Versuchung, eine Expertenkommission aus unseren Instituten für das Ordensleben zu bilden, um das Für und Wider der bestehenden Praxis zu untersuchen und einen Bericht mit ihren Vorschlägen abzugeben. Dann fiel uns ein, dass wir die Veränderung sein sollten, von der wir wollen, dass sie geschehen. Deshalb schauten wir auf unser eigenes Funktionieren als Generalleitung und griffen einen synodalen Ansatz auf. Wir erkundeten gemeinsam die beste Praxis in anderen Kongregationen und luden einige Generalobere ein, mit uns über ihre Erfahrung zu sprechen und sie in unseren eigenen Kreisen zu versuchen. Einige von uns nahmen an Workshops teil, die die Leute auf die neuen Formen vorbereiten, Treffen zu gestalten. Wir versuchten es in unseren Kontinentalversammlungen. Ihr habt auch gesehen, dass es weitaus besser ist, Leute zu engagieren und jeden um Beiträge zu bitten und gemeinsam etwas aufzubauen, als wenn euch die Generalleitung sagt, was ihr tun sollt. Es gibt uns auch das Gefühl, dass wir alle gemeinsam mit dem Heiligen Geist das Subjekt unseres Weges nach vorne sind.
So dachten wir an ein neues Paradigma für unser Kapitel. Es ist neu, weil wir es nicht gewohnt sind, aber es ist so alt wie die Zeit Jesu. Jesus engagierte seine Jünger und seine Zuhörer durch generative Fragen. Denkt an die Frage, die Jesus stellte: „Was willst du?“ Es bohrt tief in unser Herz und lädt uns ein, die tieferen Fragen zu erkunden, die wir nicht stellen: „Was ist der Sinn unseres Lebens?“ „Warum sind wir da?“ „Was steht hinter vielen von unseren Sehnsüchten und Bemühungen?“
Er stellt eine weitere Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Und er lädt seine Jünger ein, Position zu beziehen und über das hinauszugehen, was andere sagen, um sich auf ihn zu verpflichten.
Eine weitere Fragabe: „Wollt auch ihr gehen?“ (in Joh 6). Mit weiteren Fragen „Warum habt ihr Zweifel“ engagiert Jesus andere in Gesprächen und stellt generative Fragen, die einem offenen Menschen gestatten, etwas Schönes aus den Schätzen in ihm herauszubringen. Durch die wertschätzende und narrative Methode gedachten wir, unsere Mitbrüder in synodalen Treffen auf verschiedenen Ebenen einzubeziehen. Auf der Ebene von Gemeinschaften, Regionen, Provinzen und Kontinenten oder Konferenzen. Um die Weisheit anzuzapfen, die in jedem von uns liegt, und kollektiv zu suchen, was der Herr von uns in unserer Zeit will.
Das ist kein genaues Rezept. Es ist keine Technik oder Methode, es ist mehr ein Ansatz, eine Form, Jesus nachzufolgen und den Weg im Gehen zu machen. Ich lade euch zu dieser Art Weg ein, zur Offenheit gegenüber dem Heiligen Geist, Offenheit gegenüber unseren Mitbrüder, es zu wagen, eure Schätze der Kongregation zu öffnen und aufmerksam den Mitbrüdern zuzuhören.
Am Anfang meines Ankündigungsschreibens stellte ich die Frage: „Welch wertvolle Erfahrung planst du für das 26. Es war die Bitte, dass ist zum Kapitel Stellung bezieht und eure eigene Verantwortung dafür umschreibt. Wir können denken, das das Generalkapitel die Verantwortung der Generalleitung ist, da es ein Generalkapitel ist, und der Provinziale und Delegierten. Man kann den Standpunkt eines Beobachters einnehmen und beobachten, was vorgeht. Das wird uns nicht zu einer Kongregation machen, in der jedermann eine Verantwortung für sie hat. Jedermann nimmt mit seinem Reichtum und seinen Ressourcen teil. Wir brauchen eine aktive Beteiligung, weil man so Verantwortung für die Kongregation übernimmt. Verantwortungslosigkeit bedeutet, dass man auf seine Befähigung verzichtet, von den Gaben her zu antworten, und entehrt damit die Gaben, die Gott gegeben hat, und entehrt damit seine eigene Berufung. Jeder Claretiner zählt, alles, was Gott ihm gegeben hat, zählt. Alles zusammen mach uns zu einer kleinen, schönen und missionarischen Kongregation in der Kirche.
Darum, liebe Mitbrüder, machen wir dieses Kapitel zu einem Weg, auf dem wir den Weg im Gehen machen, indem wir mit dem Geist Christi gehen zusammen mit unseren Mitbrüdern, indem wir zuhören und unsere Gaben miteinander teilen. Schon die Kapitelsvorbereitung wäre ein Weg, uns zu erneuern, mehr als wenn das Kapitel Beschlüsse fasst, und wir werden nachher besser dran sein. Wir werden nicht darauf warten,, dass ein solches Wunder von oben geschieht. Wie wir das Kapitel vorbereiten, das erneuert uns. Also, willkommen auf diesem schönen Weg, den wir gemeinsam erkunden werden.