Francisco Crusats ist am 5. anuar 1831 in Seva, einer Ortschaft in der Nähe von Vic, geboren. Er trat ins Seminar von Vic ein und wurde am 18. September 1858, neun Jahre nach der Gründung unserer Kongregation, zum Priester geweiht. Wenig Monate danach schloss er sich der Claretinergemeinschaft an, die im ehemaligen Merzedarierkloster ihren Sitz hatte.
Seine missionarische Berufung wurde durch „ansteckenden Kontakt“ geweckt. P. Xifré hielt einen Exerzitienkurs für die künftigen Priester vor ihrer Weihe. Unter ihnen war Francisco Crusats. Die Inbrunst, die Überzeugung und die Kraft von P. Xifré machten einen tiefen Eindruck auf den jungen Seminaristen Francisco. Außerdem traf es sich, dass sein Gefährte und enger Freund Hilario Brossosa, der bereits in die Kongregation eingetreten war, ihm vom Missionshaus erzählte, von seinen Idealen und seiner Spiritualität, von dem dort herrschenden Umfeld von Frömmigkeit, Studium und Brüderlichkeit, von der Methode der Verkündigung des Evangeliums durch Volksmissionen. Dieser Vorschlag weckte aufgrund seiner Neuheit und seines missionarischen Schwungs Träume in dem Neupriester.
Crusats war ein hervorragender Prediger. Kurz vor dem Abschluss seines ersten Jahres im Missionshaus begann Crusats im Jahr 1859 seine Missionsarbeit. In zwei Jahren hielt er in zehn Ortschaften in Katalonien eine Mission. Er folgte dem Stil und dem Geist P. Clarets derart, dass er selbst die geistliche Wirkung seiner Predigttätigkeit erfuhr. Seine Arbeit war sehr intensiv und umfasste die katechetische Predigt und die Moralpredigt am Abend für das Volk, die Mission für Kinder und Jugendliche, viele Stunden im Einsatz bei der sakramentalen Versöhnung und Krankenbesuche, selbstverständlich ohne die Eucharistiefeier zu unterlassen. Jede Mission dauerte 15 bis 18 Tage und war von morgens bis abends mit Aktivitäten ausgefüllt. Die geistliche Frucht, die er hervorbrachte, ließ sich an der großen Zahl von Bekehrungen, Beichten und Kommunionen feststellen und an den Hunderten Teilnehmern, die aus nahegelegenen Orten kamen. In dieser fast zweijährigen Arbeit wurde der neue Missionar geformt.
Von seiner missionarischen Gestalt heben wir hervor, dass Crusats hochgewachsen war und ein frohes, gelassenes und gütiges Gesicht hatte. Als Missionar war er vor allem mit Kindern und Jugendlichen auf der gleichen Wellenlänge. Sein Sprachstil war konkret, einfach und froh. Er erfuhr, wie viele Orte nach dem Wort Gottes hungerten und die Missionare mit offenen Häusern und Herzen aufnahmen. Crusats zeigte sich den Menschen immer als ein Missionar, der von Gott und von Liebe zu den Menschen erfüllt war. Deshalb nannten man ihn bald den heiligen Crusats.
Diesem qualifizierten Missionar taten sich bald neue missionarische Horizonte im Gebiet um Segovia (Spanien) auf. 1861 wurde er in die neu gegründete Gemeinschaft in der Stadt mit dem Aquädukt geschickt, wo er bis 1868 blieb. Dort setzte er die Verkündigung des Evangeliums fort, die er in Vic gelernt und in Katalonien geübt hatte. In diesen Jahren hielt er in 27 Orten in Kastilien die Mission. Die religiöse Neubelebung, die Bekehrungen, die Beichten und Kommunionen in jedem von den missionierten Orten waren beeindruckend. Als bereits abgehärteter Missionar lebte P. Crusats seine Berufung zum Dienst an den Menschen in diesen Orten voll aus, und sie liebten und suchten ihn so sehr wie Jesus.
Die spanische Revolution von 1868 sollte das missionarische Leben von P. Crusats verändern. Im September des Jahres jeder Revolution, die man die Glorreiche nennt, kam es zum Militäraufstand gegen Königin Isabella II. Vom Thron gestürzt, musste sie nach Paris ins Exil gehen. Im Schutz der Revolution kam es zur Vertreibung der Ordensleute. Das betraf die ganze spanische Kirche und versetzte dem jungen Missionshaus der Claretiner in Vic beinahe den Todesstoß. Die Mitbrüder mussten über die Grenze nach Frankreich ins Exil gehen und auf der anderen Seite der Pyrenäen eine neue Bleibe finden.
Kurz vor diesen Ereignissen war P. Crusats im selben Jahr 1868 nach Selva del Campo versetzt worden. Er sollte bei den Exerzitienkursen für die Weihekandidaten der Diözese mitarbeiten, als Spiritual der Jugendbewegung Congregación de los Luises wirken und weitere Aufgaben übernehmen.
Dort überkam ihn das Martyrium. Das ferne Grollen der Verfolgung gegen die Kirche breitete sich fast über den ganzen dortigen Bezirk aus und gelangte in die Stadt Reus (Provinz Barcelona). Und so kam eines Nachts eine Gruppe von Gewalttätigen in die Stadt Selva del Campo und störten die Nachtruhe der Einwohner. Inmitten der Krawalle griffen sie mit brennenden Fackeln, Waffen und Flinten das kurz vorher gegründete Claretinerhaus an. Die Gemeinschaft musste fliehen und auseinander gehen. Als das Gartentor und die Haustür aufgebrochen waren, stießen die Eindringlinge auf die letzten Claretiner P. Reixach und P. Crusats. In der herrschenden Verwirrung gelang es ersterem, sich zu verstecken. P. Crusats blieb im Kreuzgang des Hauses. Als er angegriffen wurde, sagte er ihnen in gelassener und friedlicher Haltung, aber mit blassem Gesicht: „Was wollt ihr, Brüder?“ Als Antwort erhielt er einen heftigen Angriff mit Schlägen, Beleidigungen und Drohungen, bis ihn ein tödlicher Messerstich blutüberströmt zu Boden warf. Nach diesem unheilschwangeren Erscheinung gingen die Gewalttäter wieder. Als die Mitbrüder zurückkamen, fanden sie ihn, wie er verblutend auf dem Pflaster des Kreuzgangs starb. Das war am 30. September 1868.
Auch P. Claret hatte einige Jahre zuvor das Martyrium von P. Crusats prophezeit, als er 1859 beim ersten Generalkapitel der Claretiner in Vic über den apostolischen Geist und die Herrlichkeit des Martyriums sprach, plötzlich auf Crusats deutete und sagte: „Dieser Herr will mich überholen.“
Als der Tod von P. Crusats bereits vollbracht war, schrieb P. Claret im Oktober 1868 einen Brief an P. Xifré, in dem es heißt: „Danken wir Gott: Schon waren der Herr und seine heiligste Mutter so gut und haben die Erstlingsgabe der Martyrer angenommen. Ich hatte mir sehr gewünscht, der erste Martyrer der Kongregation zu werden, doch ich war nicht würdig, ein anderer ist mir zuvorgekommen.“ Bei der Seligsprechung der Claretiner aus dem Martyrerseminars erinnerte Papst Johannes Paul II. an ihn.