Nemi (Italien), 17. August 2021. Das Wort zerriss die Stille, ordnete das Chaos, wohnte in der Welt. Es wurde Fleisch von unserem Fleisch. Es wurde gebrochen und als tägliches Brot verteilt. Und sein Reich hat sich über die Jahrhunderte ausgebreitet. So konnten wir es an diesem zweiten Tag der Exerzitien als Kapitelsgemeinschaft in Erinnerung rufen und neu erleben.
In einer Atmosphäre des Schweigens, das sich über den ganzen Tag hingezogen hat, hat das Wort in uns und unter uns Widerhall gefunden. Wie die Perlen des Rosenkranzes, die durch die Finger gleiten und das Herz ruhig machen, haben uns fünf Schriftstellen, die für den heiligen Antonius Maria Claret von großer Bedeutung waren, der Stimme und der Botschaft des Herrn näher gebracht: „Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkomme meines Freundes Abraham“ (Jes 41,8‑10), „Ich habe dich dem Haus Israel als Wächter gegeben“ (Ez 33,1‑9), „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ Mt 11,28‑30), „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ (Mt 16.24‑27), „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt“ (Lk 4,16‑19). Wir haben uns Zeit genommen für das Wort, und das Wort, das der lebendige Christus ist, hat uns geschenkt, dass wir in etwas die Ewigkeit erblicken konnten, zu der wir berufen sind. Im Geheimen des Herzens eines jeden und in dem, was gemeinsam als betende Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht wurde, ist der Herr Jesus gegenwärtig geworden. Und wie jene beiden Emmausjünger haben wir überraschenderweise auf dem Weg mit dem Freund gesprochen . Die gemeinsame Lectio divina in kleinen Gruppen am Ende des Vormittags war jenem österlichen Pfad erstaunlich ähnlich …
Der Pfad hat uns nach Hause geführt, das Wort zum Mahl. Und wir erkennen ihn schon ohne Schleier, wie er das Brot bricht. Im Umfeld des Geheimnisses der Eucharistie fand unser Gründer die Reife seiner Glaubenserfahrung. Wir sitzen am selben Tisch und suchen und verkosten die eucharistische Wurzel unserer Spiritualität. Und wir wollen weiter das missionarische Licht entdecken, das über die ganze Welt strahlt. So haben es in der Abendmesse drei Mibrüder von uns lebendig zum Ausdruck gebracht, die mit besonderer Sorgfalt über die Quellen unseres Charismas in der Kirche wachen: P. Gonzalo Fernández, der gegenwärtige Präfekt für die Spiritualität, der Hauptzelebrant bei der Eucharistiefeier war und uns einlud, das Bild von Emmaus in unseren Gemeinschaften neu zu schaffen als den besten Weg, um uns den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen; P. Carlos Sánchez Miranda, Leiter des Zentrums für claretinische Spiritualität in Vic, wo man nicht versucht, das Vergangene zu bewahren, um sich darin zu verankern, sondern das empfangene Erbe neu zu entdecken als als Ansporn für unser eigenes Missionarsein, und P. Paulson Veliyannoor, der Beauftragte für das Schmiedefeuerzentrum in Los Negrales (Provinz Madrid), wo man seit Jahrzehnten eine Erfahrung ganzheitlicher Erneuerung anbietet für Claretiner aus aller Welt, die ihre ewige Profess vor mindestens 25 Jahren ablegten.
Als sich der Tag neigt, lässt sich eine gelassene Stimmung unter uns wahrnehmen. Wir wissen, dass uns, auch wenn wir jeden Tag versuchen, wie sie auf dem Weg zu sein, noch eine lange Strecke bleibt, um mit denen in Gleichschritt zu kommen, die nach Emmaus wanderten, die sich am Anfang enttäuscht von der Nachfolge Jesu zeigten und schließlich seine Freundschaft wieder erlangten. Unsere Berufung besteht darin, wie der heilige Augustinus den Seinen am Fest des ersten Martyrers des Glaubens in Erinnerung rief, dass wir ständig von Knechten zu Freunden werden: „Stephanus wurde vom Knecht zum Freumd. Wir sind zweifellos Knechte; möge er uns schenken, dass wir auch Freunde werden“ (Augustinus, Sermo 316). Ein Wunsch, der in Wirklichkeit eine Verheißung ist, weil der Herr mit seiner Hingabe der unseren vorangegangen ist und in alle Bestrebungen des Lebens bei uns bleibt. So können auch wir Claretiner-Missionare heute zu Freunden werden, die bei dem Freund bleiben, bei jenem, der, wenn er einmal bei Tisch ist, für immer dort bleibt.
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